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RESI – Anwendungshandbuch

Ökosystemleistungen von Flüssen und Auen erfassen und bewerten

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Im Projekt River Ecosystem Service Index (RESI) wurde ein innovativer Ansatz entwickelt, um die Leistungen von Fluss- und Auenökosystemen für unsere Gesellschaft sektorenübergreifend und in einem integrativen Index darzustellen. Dazu wurde in Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Praxis zunächst eine konzeptionelle Basis geschaffen (s. Kapitel 2). Hierauf gründen konkrete methodische Entwicklungen (s. Kapitel 3, 4) zur Erfassung und Bewertung von Ökosystemleistungen in Flusslandschaften in Deutschland (s. Kapitel 5).

Ökosystemleistungen bezeichnen die direkten und indirekten Beiträge von Ökosystemen zum menschlichen Wohlergehen. Der Ökosystemleistungs-Ansatz beschreibt also die Zusammenhänge zwischen dem Zustand eines Ökosystems und seinem Nutzen für den Menschen. Im Projekt RESI wird konzeptionell zwischen bereitgestellten Ökosystemleistungen und den meist unter zusätzlichen menschlichen Einflüssen stehenden genutzten Ökosystemleistungen unterschieden (s. Kapitel 2.2).
Der Ökosystemleistungs-Ansatz wird von nationalen und internationalen Organisationen immer häufiger genutzt. Die Anwendung ist insbesondere auf regionaler Ebene interessant (s. Kapitel 2.4). Bewertungen von Ökosystemleistungen führen zu breiteren fachlichen Grundlagen für Entscheidungen in Abstimmungs- und Planungsprozessen, wodurch die Auswahl von Handlungsalternativen bzw. optimalen Varianten unterstützt wird. Eingriffe in die Umwelt und Nutzungskonzepte können durch den Ökosystemleistungs-Ansatz im Hinblick auf die jeweiligen politischen Zielsetzungen abgestimmt, Interessenkonflikte transparenter gemacht und bewertete Daten noch gezielter in Entscheidungsprozesse eingebracht werden (s. Kapitel 5).
Der RESI ist ein geeignetes Werkzeug für alle Akteur*innnen, die in Entscheidungsprozesse zu Maßnahmen in Fluss und Aue einbezogen oder daran interessiert sind. Der RESI bietet eine einheitliche Kommunikationsbasis für Akteur*innen aus verschiedensten Sektoren. Hierzu zählen u. a. Landwirtschaft, Naturschutz und Tourismus. Konkret reicht dies von der öffentlichen Verwaltung in den Bereichen der Umwelt und Wasserstraßen, über Fachgutachter*innen, Ingenieur- und Planungsbüros, bis hin zu Umweltverbänden und Umweltbildungseinrichtungen (s. Kapitel 5.1).
Im Projekt RESI wurden geeignete Methoden zur Erfassung und Bewertung der relevanten versorgenden, regulativen und kulturellen Ökosystemleistungen (s. Kapitel 2.5) von Flüssen und Auen in Deutschland entwickelt (s. Kapitel 4.2). Als einheitlicher Bewertungsraum wurden dabei 1 km lange Fluss-Auen-Segmente gewählt, die sich wiederum in Querrichtung räumlich in die Kompartimente Fluss, rezente Aue und Altaue untergliedern (s. Kapitel 3.1).
Der RESI wird auf einer fünfstufigen Bewertungsskala von 1 (sehr gering bis fehlend) bis 5 (sehr hoch) abgebildet(s. Kapitel 3.1). Dabei basieren die Berechnungen der versorgenden, regulativen und kulturellen Ökosystemleistungen auf bewährten oder neu entwickelten Methoden, die in den Indikatoren- Datenblättern („Factsheets“) einheitlich und transparent dokumentiert wurden (s. Kapitel 4.2).
Der RESI fokussiert sich auf die Nutzung von vorhandenen räumlichen Daten und deren Verarbeitung in Geoinformationssystemen (GIS) (s. Kapitel 3.1). Dabei handelt es sich grundsätzlich um verfügbare Datensätze der Bundesländer und des Bundes, die für jede Ökosystemleistung in den Factsheets benannt sind. Der Datenbedarf hängt von den zu erfassenden Ökosystemleistung, dem Bewertungskontext und dem gewünschten Detailierungsgrad ab (s. Kapitel 4.1). Sollten diese Daten nicht verfügbar sein, können Alternativmethoden gewählt werden, die eine Berechnung auch mit belastbaren „Faustzahlen“ ermöglichen (s. Factsheets in Kapitel 4.2).
Der RESI wurde in den Modellregionen der Flüsse Donau, Nahe, Nebel, Rhein, Elbe und Wupper (s. Kapitel 3.2) erfolgreich getestet und kann prinzipiell für alle Flusslandschaften in Deutschland genutzt werden. Für unterschiedliche Fließgewässer- und Auentypen wurden für relevante Ökosystemleistungen jeweils Anpassungen der Skalierung entwickelt (s. Kapitel 3.1). Der RESI eignet sich für verschiedenste Anwendungsbereiche (s. Kapitel 5.1), wie etwa die fachübergreifende Bewertung von Planungsszenarien zu Hochwasserschutzprogrammen (s. Kapitel 5.2), für die Erfolgsdokumentation und den Zusatznutzen von Gewässerrenaturierungen (s. Kapitel 5.4) oder zur Darstellung des Mehrwerts eines naturnahen Gewässerentwicklungskonzepts (s. Kapitel 5.3).
Mithilfe der RESI-Skala lassen sich die Bewertungen einzelner Ökosystemleistungen anschaulich in Kartenform darstellen. Dabei ermöglichen Polargrafiken die gleichzeitige Darstellung der Bewertungen vieler Ökosystemleistungen. Dies ermöglicht sowohl einen Vergleich der Fluss-Auen-Segmente entlang eines Flusses als auch Entscheidungen über Planungsvarianten, Szenarien oder den Vergleich verschiedener Zeitabschnitte, z. B. Vorher-Nachher-Vergleiche. Daneben ist eine zusammenfassende, „integrale“ Bewertung aller Ökosystemleistungen möglich (s. Kapitel 4.1, 4.3). Auf diese Weise können auch gezielt die Synergien und Trade-offs zwischen Ökosystemleistungen identifiziert werden.