Im RESI-Modul 1 wird auf der Grundlage bereits publizierter Ökosystemleistungs-Kataloge eine Liste der in Flusskorridoren erbrachten Ökosystemleistungen erarbeitet und diese durch praktikable Definitionen voneinander abgegrenzt. Aufgrund der in der Praxis auftretenden vielfältigen Nutzungskonflikte werden dabei zunächst alle Ökosystemleistungen berücksichtigt, wobei auch Schifffahrt und Wasserkraft betrachtet werden. Außerdem wird ermittelt, in welcher Auflösung und Tiefe diese Ökosystemleistungen quantifizierbar sind, und welche verfügbaren Datenquellen zur Ableitung von Indikatoren genutzt werden können. In diesem Zusammenhang werden auch die Begrifflichkeiten des Naturkapitals, des Dargebots und des Fluxes von Ökosystemleistungen, des Teils erforderlichen erheblichen menschlichen Inputs zur Nutzung Ökosystemleistungen, des Bedarfs und der Substituierbarkeit von Ökosystemleistungen mithilfe des Literaturstands geklärt.

Das entwickelte Rahmenkonzept stellt dann die Basis für die Erfassung der aktuell genutzten und potentiellen Ökosystemleistungen sowie der Analyse von positiven und negativen Wechselwirkungen in den folgenden Modulen dar, die sich den Ökosystemleistungen Stofftransport, Stoffmetabolisierung, Habitatbereitstellung, Ressourcenbereitstellung und kulturelle Werte widmen. Deren Ergebnisse werden in der Synthese zusammengeführt um daraus einen praxistauglichen RESI-Index zu formulieren.

Foto: S.Beichler

 

Das River Ecosystem Service Index (RESI)-Projekt hat eine sektorenübergreifende Bewertung der Ökosystemleistungen von Flüssen und ihren Auen zum Ziel. Flusslandschaften bieten in besonderem Umfang vielfältige Ökosystemleistungen, woraus einerseits ihre oft intensive Nutzung resultiert, deren Ausmaß andererseits aber gleichzeitig zur Gefährdungsursache für die Integrität von Flüssen und Auen wird. Die Einschätzung der Leistungsfähigkeit der Ökosysteme einerseits sowie ihrer Beeinflussung durch den Menschen andererseits hat für ein nachhaltiges Management der Flussauen-Ökosysteme eine besondere Bedeutung. Generell werden Ökosystemleistungen (ÖSL) als direkte und indirekte Beiträge von Ökosystemen zum menschlichen Wohlergehen definiert (TEEB DE, 2015). Gegenstand dieses Arbeitspapiers ist die erste Phase von RESI mit dem Arbeitsziel, das ÖSL-Konzept für die Quantifikation zu operationalisieren und somit die in Flüssen und Auen relevanten ÖSL zu bestimmen sowie geeignete Datenquellen und Indikatoren zu identifizieren. Das RESI-Arbeitspapier gibt einen Überblick über die verschiedenen Klassifikationssysteme sowie eine Einführung zu konzeptionellen Ansätzen und Vorstudien zur Bestimmung von Indikatoren.

 

In dem RESI-Modul 1 werden in Zusammenarbeit mit allen Partnern die Voraussetzungen für die Integration der Ergebnisse der Module 2-6 in einem Index, d.h. die Synthese (Modul 7), gelegt. Die konzeptionellen Entscheidungen zu ÖSL (PED 1.1) stehen im direkten Zusammenhang mit den möglichen Quantifizierungsmethoden und hängen gleichzeitig von der Datenverfügbarkeit ab (PED 1.2).

 

 

Während zahlreiche Fallstudien meist nur auf eine bestimmte Hauptgruppe (Versorgungs-, Regulierungs-, unterstützende- oder kulturelle Leistungen) von ÖSL fokussieren, werden in RESI alle ÖSL-Hauptgruppen bearbeitet. Um in diesem Zusammenhang relevante ÖSL in Flüssen und Auen zu identifizieren, wurden zunächst verschiedene Klassifizierungsansätze verglichen und im Hinblick auf die Anwendung in Flüssen und Auen ausgewertet, wodurch eine umfassende Liste von in Flusslandschaften relevanten ÖSL erstellt werden konnte. Obwohl Ansätze zur Erfassung einzelnen ÖSL-Gruppen vergleichbar sind, besteht bei der gleichzeitigen Erfassung mehrerer ÖSL-Gruppen eines Ökosystems die Herausforderung, Ansätze aus unterschiedlichen fachlichen und funktionellen Bereichen abzugleichen. Dies erfordert eine Auseinandersetzung mit verschiedenen konzeptionellen Herangehensweisen zur Auswahl der Indikatoren und deren Datenbasis.

Seit dem Millennium Ecosystem Assessment (MA, 2005) wurden das ÖSL-Konzept an sich, die ÖSL-Klassifizierungssysteme, die Methoden zur Erfassung sowie Aspekte der Implementierung in der Praxis kontinuierlich weiterentwickelt. Hierbei steht der Ansatz, das Konzept je nach Zielen und Untersuchungsgegenständen individuell anzupassen, den Forderungen nach einer einheitlicheren Gestaltung von Studien gegenüber (Crossman et al., 2013; Seppelt et al., 2012). Aktuell werden diese Fragestellungen in den internationalen Initiativen MAES (Mapping and Assessment of Ecosystems and their Services) und CICES (Common International Classification of Ecosystem Services) aufgegriffen, mit dem Ziel, durch eine einheitlichere Herangehensweise die ÖSL-Einzelfallstudien vergleichbarer zu machen. Daher dienen die in diesem Zusammenhang erstellten Studien als Ausgangspunkt für den Ansatz in RESI.