Modellregionen_Überblick_deutsch

Donau

Der bayerische Donauabschnitt ist gekennzeichnet durch überwiegende Umformung in eine Kette von Stauhaltungen zur Erleichterung der Schifffahrt, zur Stromgewinnung, zur Verhinderung von Tiefenerosion nach Begradigung des Flusses und zur Gewinnung fruchtbaren Ackerlands. Dadurch sind nicht nur die Ökologie des Flusses und der Auen stark verändert, sondern auch deren Rückhaltekapazität für Hochwässer stark reduziert worden. Infolge der weiteren Planungen zur Verbesserung der Schiffbarkeit und wegen der Hochwasserschäden von 2013 ist dieser Flussabschnitt Gegenstand intensiver Planungen und gesellschaftlicher Diskussionen.

Foto: M.Gelhaus
Foto: M.Gelhaus

 

Foto: M.Pusch
Foto: M.Pusch

Rhein

Am Oberrhein lassen sich lehrbuchhaft das Ausmaß und die Folgen der historischen Umformung eines dynamischen Flusses in ein ingenieurtechnisch geplantes Fluss- und Ausleitungsgerinne darstellen. Der hervorragenden Schiffbarkeit und Stromerzeugung stehen unerwünschte Wirkungen gegenüber, wie erhöhte Hochwassergefahren, ungelöste Erosionsprobleme oder Gefährdung wertvollster Auwälder mit Verschwinden z.B. des Lachses. Diese Negativwirkungen müssen mit hohem Aufwand eingedämmt werden.

 

Elbe

Die Mittelelbe, die im Vergleich zu Flussabschnitten in dichter besiedelten Gebieten noch als naturnah erscheint, ist durch 6900 Buhnen und zusätzliche Längswerke hydromorphologisch optimiert worden, um trotz im Jahresverlauf oftmals unzureichender Wasserführung Schiffbarkeit zu ermöglichen und um den früher sich stark verändernden Flussverlauf zu fixieren. Die seit 25 Jahren anhaltenden gesellschaftlichen Diskussionen um die Zukunft des Flusses sind angesichts des derzeit nur noch sehr geringen Schiffsverkehrs und wiederholter großer Hochwasserschäden in eine neue Phase eingetreten, in der nun die verschiedenen gesellschaftlichen Zielsetzungen abgestimmt werden.

Foto: S.Beichler
Foto: S.Beichler

 

Foto aus: Mehl et al. (2018): 25 Jahre Fließgewässerrenaturierung an der mecklenburgischen Nebel: Auswirkungen auf den ökologischen Zustand und auf regulative Ökosystemleistungen. Hydrologie und Wasserbewirtschaftung

Nebel

Die Nebel ist ein Niederungsfluss in Nordostdeutschland und umfasst eine Fließstrecke von rund 60 km sowie eine Einzugsgebietsfläche von 998 km2. Sie entspringt südöstlich des Krakower Sees in Mecklenburg-Vorpommern und bildet ein Nebenfluss der Warnow. Die Nebel erfüllt wichtige gesellschaftliche Funktionen wie Rückhalt von Nährstoffeinträgen aus der Landwirtschaft, Kohlenstoffspeicherung in Niedermooren sowie die Bereitstellung von für Deutschland einzigartigen Feuchtgebiets-Lebensräumen und Möglichkeiten für wassergebundene Erholung und Tourismus erfüllt. Diese Funktionen und die resultierenden Ökosystemleistungen werden im Modellgebiet der Nebel durch die Umsetzung umfassender Renaturierungsmaßnahmen seit den 90er Jahren verstärkt.

 

Wupper

Das Einzugsgebiet der Wupper steht modellhaft für intensive Nutzung von wassergebundenen Ökosystemleistungen in Gebieten mit hoher Bevölkerungsdichte. Insbesondere die Bereitstellung von Trinkwasser mit entsprechender landwirtschaftlicher Bewirtschaftungspraxis im Einzugsgebiet, die Gewährleistung hinreichender Abwasserentsorgung, aber auch intensive Erholungsnutzung und Naturschutzzwecke auf engem Raum bei hervorragender Datenverfügbarkeit ermöglichen dort die Darstellung von Ökosystemleistungen für ein ganzes Einzugsgebiet.

Foto: A.Kaiser

 

Foto: M.Wildner

Nahe

Die 125 km lange Nahe liegt im Südwesten von Deutschland und umfasst ein rund 4060 km2 großes Einzugsgebiet. Der Fluss durchquert das Saarland und Rheinland-Pfalz und bildet einen linken Nebenfluss des Rheins. Die Modellregion im Mittelgebirge mit engen Tallagen ist überwiegend landwirtschaftlich geprägt wobei der Weinbau in dieser Region eine besondere Rolle spielt. Durch die intensive Nutzung und den Gewässerausbau wurde die ursprüngliche Flusslandschaft verändert. Nach den großen Hochwasser an der Nahe 1993 und 1995 wurden mit dem Ziel einer funktionstüchtigen und zukunftsfähigen Kulturlandschaft wurden bereits zahlreiche Maßnahmen durchgeführt um z.B. den Hochwasserrückhalt zu stärken. So umfasst die rezente Aue heute eine Fläche von 14,9 km2 und die Altaue 9,9 km2, doch wie eine Studie des LfU Rheinland-Pfalz zeigt gibt es Entwicklungsmöglichkeiten bis hin zu einem Gewässerentwicklungsraum der die Aue und den Fluss wieder an einen potentiell natürlichen Zustand versetzt.

 


Lahn

Die Ökosystemleistungen der Lahn werden im Rahmen eines Anschlussprojekts „RESI-Lahn“ von September 2019 bis Juni 2020 untersucht. Die Lahn wurde auf den unteren 148 Flusskilometern in Rheinland-Pfalz und in Hessen als Wasserstraße für Frachtschiffe von 100-300 t ausgebaut, die aber heute ausschließlich touristisch genutzt wird. Aufgrund des hohen Bauwerksalters der 23 Schleusen werden bald Investitionsentscheidungen notwendig. Deshalb muss mit allen Beteiligten eine gemeinsame Zukunftsperspektive für den Fluss und die Tallandschaft abgestimmt werden. Diese sollte im Einklang stehen mit den gesetzliche Vorgaben zum Gewässerschutz und zum Arten- und Habitatschutz, sowie auch die Nutzungen des Lahntals durch Wassertourismus, Wasserkraft und Landwirtschaft berücksichtigen. Hierzu wird RESI in einem ersten Schritt die Ökosystemleistungen bewerten und darstellen, die an der Lahn für Anwohner*innen und Erholungssuchende verfügbar sind. Dabei wird eng mit dem bereits laufenden integrierten EU LIFE Projekt „LiLa – Living Lahn“ zusammengearbeitet. Ziel des Projekts „LiLa –Living Lahn“ ist es – neben vielen konkreten Maßnahmen zur Umsetzung der EU-WRRL – ein integratives Entwicklungskonzept für die Wasserstraße Lahn (Lahnkonzept) zu erarbeiten. Die Ergebnisse des „RESI-Lahn“ Anschlussprojekts fließen in die Erarbeitung des Lahnkonzepts ein. Das Lahnkonzept stellt gleichzeitig ein Pilotprojekt dar für die Entscheidungsfindung zur Anpassung weiterer Nebenwasserstraßen in Deutschland an heutige Bedarfe. Die Ergebnisse können somit auch die weitere Ausgestaltung des Bundesprogramms „Blaues Band Deutschland“ unterstützen.


Die Lahn ist ein Nebenfluss des Rheins und fließt durch Nordrhein-Westfalen, Hessen und Rheinland-Pfalz. Foto: Holger Schué/Pixabay